Interviews Vom Hobby-Tauchen zur BBC Naturdoku: Im Gespräch mit Unterwasser-DOP Lennart Rossenfeld

Vom Hobby-Tauchen zur BBC Naturdoku: Im Gespräch mit Unterwasser-DOP Lennart Rossenfeld

Lennart Rossenfeld ist Unterwasser-Kameramann und gerade auf gutem Weg, sich in dem kleinen aber feinen Kreis international angesagter Tauch-DOP zu etablieren. Wir hatten Gelegenheit, mit ihm über das Filmen unter Wasser, seine Beziehung zu Haien und Walen, seine Kameratechnik, BBC Naturdoku-Produktionen und vieles mehr zu sprechen ...

// 11:37 Do, 4. Aug 2022von

Lennart Rossenfeld ist Unterwasser-Kameramann und gerade auf gutem Weg, sich in dem kleinen aber feinen Kreis international angesagter Tauch-DOP zu etablieren. Wir hatten Gelegenheit, mit ihm über das Filmen unter Wasser, seine Beziehung zu Haien und Walen, seine Kameratechnik, BBC Naturdoku-Produktionen und vieles mehr zu sprechen ...




Der Weg zum Unterwasserfilm

Lennart, wie bist du zum Filmen gekommen?



Ich komme aus einer Familie, in der das Bild recht tief verwurzelt war. Mein Opa hat sehr viel Super 8 gefilmt und mein Vater ist ein leidenschaftlicher Fotograf. Da war es klar, dass der Sohnemann dann auch Kameras gegenüber nicht abgeneigt war und ich bin schon früh über die Felder gerannt und habe Trecker und alles gefilmt was ich spannend fand.


Vom Hobby-Tauchen zur BBC Naturdoku: Im Gespräch mit Unterwasser-DOP Lennart Rossenfeld : Lennart 1

Nach ein paar Umwegen habe ich dann nach der Schule bei einer Produktionsfirma eine Lehre als Mediengestalter Bild und Ton angefangen. Nach einem Jahr ist die Firma jedoch insolvent gegangen und ich hätte wieder bei Null angefangen.



Per Zufall bin ich dann bei einem Kameramann gelandet, der häufig für die Firma gearbeitet hatte und bei ihm konnte ich dann meine Lehre abschließen und als Kamerassistent arbeiten. Er ist mein Mentor geworden und er hat mich darin bestärkt an das zu glauben, was meine Passion ist: Tauchen und Filmen.



Die Leidenschaft für´s Tauchen kam vor dem Filmen?



Ja, auf jeden Fall. Meine Eltern tauchen beide und meine Mutter arbeitet als Tauchreiseveranstalterin. Mit 10 habe ich meinen ersten Tauchgang gemacht und mit 12 den ersten Tauchschein. Tauchen war also schon immer mein großes Hobby.


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Dass ich mit der Kamera in´s Wasser wollte kam dann sehr schnell dazu. Ich war 14 / 15 als die GoPro 3 rauskam und das war meine erste „Unterwasser-Kamera“ die ich mir vom Mund abgespart habe. (lacht)



Später während meiner Arbeit als Kameraassistent war ich dann immer derjenige, der mit Freude ins Wasser gesprungen ist, sobald Unterwasseraufnahmen anstanden.



Wie hast du Filmen und Tauchen dann beruflich zusammengebracht ?



Naja, Oldenburg ist nicht gerade das Epizentrum der deutschen Medienlandschaft. Nach meiner Ausbildung musste ich mich entscheiden, ob ich nach Bremen, Köln oder Hamburg zu größeren Medienhäusern/Sendeanstalten gehen wollte. Dann hätte ich aber meinen Traum - Tauchen und Filmen zu vereinen - aufgeben müssen und das wollte ich nicht.





Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt und mich selbstständig gemacht und hier kommt jetzt meine Firma „Feed your Dreams“ ins Bild.



Die Idee dazu ist entstanden, als ich mit meiner Mutter über eine Tauch-/Tourismus-Messe gelaufen bin und gesehen habe, wieviel wahnsinnig schlechte Filme da bei den Reiseveranstaltern gelaufen sind. Die versuchten, Reisen für 5-8.000 Euro mit unterirdischem Filmmaterial zu verkaufen.



Also weshalb nicht ein Luxusprodukt wie eine solche Tauch/Resort-Reise nicht mit adäquaten Bildmaterial bewerben? Wir sind dann mit den Leuten ins Gespräch gekommen und da wurde dann auch schnell klar, dass für einen Imagefilm keine 20-30.000 Euro (die er eigentlich kosten würde) verfügbar sind, sondern im Schnitt so ca. 5.000 Euro.



Also mussten wir mehre Partner und Sponsoren zusammenbringen und die Produktion so planen, dass alle davon profitieren. Das war ein Schlüsselmoment für uns.



Ja, und diese Idee ist super gut angekommen. Und da ging es dann direkt los, dass ich einen Monat nachdem ich selbstständig war, mein erstes eigenes Projekt hatte … Danach sind dann immer größere Produktionen hinzu gekommen von Social Media bis hin zu TV.



Mittlerweile filmst du für BBC Naturdokus - die Championsleague der Natur/DOK-Filmer. Wie bist du dazu gekommen?



Ja auch wieder wie so vieles in meiner Karriere: Wenn du dich mit den richtigen Leuten umgibst und da Zeit rein investierst und vielleicht auch mal einen Auftrag umsonst machst, dann hast du manchmal das große Glück, an Leute zu kommen, die entsprechende Produktionen machen.


Vom Hobby-Tauchen zur BBC Naturdoku: Im Gespräch mit Unterwasser-DOP Lennart Rossenfeld : Lennart 3

So war das auf den Azoren. Ich hab da einen Kunden akquiriert, der den Dienstleister vor Ort für viele Netflix- und BBC-Produktionen gemacht hat. Der hat wiederum mit einem ortsansässigen, sehr guten Kameramann (Nuno Sa) zusammen gerarbeitet - der die Bilder für Blue Planet Teil 2 mit den Orcas gedreht hat Und der Nuno war auch zu dem Zeitpunkt auf den Azoren, als auch ich da war. Und ich konnte dann für 10 Tage bei einer großen BBC-Produktion Sicherheits- und Backup-Kamera unter Wasser machen.



Das war meine erste Erfahrung im Team mit Unterwasserprofis und da habe ich sehr viel gelernt. Bis dahin hatte ich mir alles mehr oder weniger selbst beigebracht. Aber hier konnte ich sehr spezifische Fragen stellen, die mir so bislang noch niemand beantworten konnte.



Hinzu kam für mich eine enorme Motivation, die Messlatte für die Qualität meiner eigenen Aufnahmen hieran zu orientieren.



Was rätst du angehenden (Unterwasser-)DOPs, um erfolgreich zu werden?



Begebt euch in Kreise von guten Leuten und versucht von denen zu lernen. Und das ist halt gerade im Unterwasserbereich ziemlich schwierig, weil man an diese Leute nur schwer rankommt. Die Szene ist sehr klein und international. Bis du wahrgenommen wirst, dauert es.



Es hilft nichts, dass du in den Kiesteich in Deutschland reinspringst und tolle Bilder von einen Hecht machst. Das ist zwar cool und ich will überhaupt nicht sagen, dass Süßwassertauchen oder in deutschen Seen zu tauchen nicht anspruchsvoll wäre – in keinster Weise – aber du wirst in dieser Szene erst wahrgenommen, wenn du spektakuläre Sachen machst. Und dazu musst du nicht mal der beste Kameramann der Welt sein.


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Aber wenn du der Kameramann bist, der gefilmt hat, wie sich zwei Buckelwale paaren, weil du zur richtige Zeit am richten Ort warst und dein Material dann sofort nach Bristol geht (BBC), dann bist du „drin“.




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